NSG Höltigbaum

Erlenwald

Offene Grasfluren, Eichen mit ausladenden Kronen, dichte Gebüsche, trockene und nasse Wälder, Stillgewässer und kleine Bäche, Trockenrasen und kleine Heidereste prägen das Gebiet des „Höltigbaum“, das 1998 als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde; naturkundliche Vielfalt auf 546 Hektar.

Zusammen mit den Naturschutzgebieten „Stellmoorer Tunneltal“ und „Ahrensburger Tunneltal“ bildet der „Höltigbaum“ ein rund eintausend Hektar großes Schutzgebiets-System, das mit nahezu gleichen Anteilen im Hamburger Stadtgebiet und in Schleswig-Holstein liegt. Wegen seines bedeutenden Kamm-Molch-Vorkommens gehört es zum europäischen Netz von Schutzgebieten: „Natura 2000“.

Geschichte

Anstehendes Wasser

Erst vor etwa 15.000 Jahren zogen sich die Gletscher der letzten Eiszeit aus dem Bereich des Höltigbaum langsam zurück. Sie hinterließen die unter dem Eis ausgespülten Täler des heutigen Stellmoorer Quellflusses und der Wandse, vom Eis abgelagerte und zusammengeschobene markante Hügel (Oser und Drumline) und die benachbarten, relativ ebenen Hochflächen.

Zwischen 1937 und 1992 wurde das Gelände als Standortübungsplatz militärisch genutzt. Einige Bauten und die breiten Betonwege sind aus dieser Zeit noch zu erkennen. Vor allem durch den Übungsverkehr von Panzern wurden die Flächen jahrzehntelang offen gehalten. Mit der Einstellung des Betriebes breiteten sich nun Gehölze aber auch weite Grasfluren aus - frei von regelmäßigen Parzellengrenzen.

Da während der gesamten Zeit weitgehend auf den Einsatz von Düngemitteln verzichtet wurde, finden sich auf dem Höltigbaum vielfach noch nährstoffarme Standorte mit den für sie charakteristischen Pflanzen- und Tierarten.

Halboffene Weidelandschaft

Um auch weiterhin Arten dieser Savannen-artigen Landschaft genügend Raum zu bieten, werden große Teile des Gebietes das ganze Jahr über beweidet. Diese anspruchsvolle Aufgabe übernehmen robuste Rinder und Schafe. Ihre Jungtiere werden im Freien geboren und von den Muttertieren im Gebiet aufgezogen. Die Anzahl der Tiere ist so gering, dass auch im Winter genügend Nahrung für alle vorhanden ist. Nur in Notzeiten wird Heu, auf Mahdflächen im Gebiet gewonnen, zugefüttert.

Durch das Fressen und den Tritt der Tiere soll das Mosaik aus gehölzreicheren und offenen Flächen erhalten bleiben. Es ist Überlebensraum für Arten wie Feldlerche und Neuntöter, für Tausendgüldenkraut, Sandglöckchen und viele, teilweise sehr seltene Insektenarten.

Wälder und Gebüsche

Lichtung

Außerhalb der großen Weideflächen werden teilweise Umbaumaßnahmen, wie die Entnahme von Nadelholz zur Förderung natürlicher Waldgesellschaften durchgeführt, andere Bereiche bleiben sich selbst überlassen. Hier kann beobachtet werden, wie sich Weißdorn-, Birken- und Erlengebüsche, die sich nach Aufgabe der militätischen Nutzung von selbst eingestellt haben, ohne Beweidung weiterentwickeln.

Informationen und Führungen

Für Besucher stehen im Gebiet viele Wander- und Reitwege zur Verfügung. Am Zugang Eichberg können das Hundeauslaufgebiet sowie die Erholungsfläche frei betreten werden.

Weitere Informationen über das Gebiet erhalten Sie in der Naturschutzstation Höltigbaum. Hier erfahren Sie auch die Termine der regelmäßigen Führungen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und der betreuenden Naturschutzverbände.

Wandse-Tal

Die Wandse entspringt in der Gemeinde Siek, nimmt die weiteren Gewässer des Raumes, wie den Stellmoorer Quellfluss und die Braaker Au auf und mündet schließlich auf Hamburger Stadtgebiet in die Alster. Durch Veränderungen des Wasserhaushaltes in der dicht besiedelten Umgebung liegt der Oberlauf der Wandse, vor allem im Sommerhalbjahr, oft völlig trocken, kann sich bei stärkeren Regenfällen aber rasch wieder füllen.

Innerhalb der Weidelandschaft nutzen Rinder und Schafe das Gewässer als Tränke, in der Trockenzeit als Trampelpfad. So entstehen flache Uferbereiche und Mulden, in denen das Wasser teilweise länger verweilt, aber auch neue steile Prallufer. Die Wandse wird auf diese Weise langsam strukturreicher und beginnt, wieder in kleinen Mäandern zu fließen. Im Gebiet des Hansestadt Hamburg wurde der ursprünglich begradigte Wandseverlauf aktiv in die alten Flussschlingen zurückverlegt.

Lichtliebende Feuchtwiesenarten wie Mädesüß, Sumpfkratzdistel oder Sumpfschafgarbe breiten sich dank der Beweidung deutlich aus. Von der lichten Uferstruktur profitieren auch zahlreiche Laufkäfer. Seitdem einige Uferabschnitte der Wandse beweidet werden, hat sich nicht nur die Anzahl der Individuen verdreifacht, auch die Zahl der Laufkäfer-Arten ist in den Jahren 2000 bis 2004 von 26 auf 37 Arten angestiegen. Andere Gewässer-Abschnitte bleiben sich selbst überlassen, Bruchwälder und Feuchtgebüsche haben sich bereits gebildet, oder werden noch entstehen.

Alte Eichenallee

Gefleckte Heidelibelle

Gehölze sind die auffälligsten strukturgebenden Elemente des Höltigbaumes. Als Einzelbäume, ehemalige Knicks, Baumreihen oder Wäldchen dienen sie als Lebensraum für viele Vögel, Fledermäuse und Wirbellose, aber auch Pilze und Moose.

Die Eichenallee, die hier den ehemaligen „Meiendorfer Amtsweg“ säumt, hat eine besondere Bedeutung für Insekten, die Altholz bewohnen. Das teilweise morsche Holz der besonnten, Kronen bietet beste Bedingungen als Eiablageplatz oder zur Überwinterung. Höhlen und andere kleine Öffnungen, Blätter, Blüten, Früchte, austretender zuckerreicher Saftfluss und die Rinde werden vielfältig genutzt. Auf einer Eiche können bis zu hundert verschiedene Insektenarten leben.

Eine dieser Arten ist der Große Eichelbohrer (Curculio glandium). Mit seinem langen Rüssel bohrt das Weibchen ein Loch in unreife Eicheln und legt ein Ei hinein. Die daraus schlüpfende Larve ernährt sich vom Eichelmark bis sie im Herbst mit der Eichel zu Boden fällt. Dort schlüpft sie durch ein kreisrundes Loch ins Freie und verpuppt sich in der Erde.

Heide

Besenheide, Englischer Ginster, Färberginster und Haar-Ginster sind typische Arten der Zwergstrauchheiden. Sie wachsen auf dem Höltigbaum zerstreut auf lehmigen Standorten innerhalb der Grasfluren.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen Heiden der unterschiedlichsten Ausprägungen - nicht immer waren es nur typische Besenheide-Flächen wie in der Lüneburger Heide - große Flächenanteile in Norddeutschland ein. Sie wurden nach und nach durch Ackernutzung oder Aufforstung zurückgedrängt. Die meisten Arten dieser Heide-Pflanzengesellschaften benötigen offenen, rohen Boden zur Keimung, der auf dem Höltigbaum durch die Übungen der Bundeswehr entstand. Bildet sich anschließend eine dichte Vegetationsdecke aus Gräsern und Stauden, verschwinden sie nach und nach wieder.

Durch die Beweidung können sich Besenheide-Gesellschaften, aber auch die verwandten artenreichen „Trockenrasen“ auf dem Höltigbaum erhalten, vielleicht sogar wieder ausbreiten. In den Trittspuren der Rinder und Schafe keimen neue Pflanzen und der Verbiss hält die Heide vital. Ohne Verbiss wird der immergrüne Zwergstrauch „Besenheide“ meist nur 10 bis 15 Jahre alt. Den bundesweit gefährdeten Englischen Ginster, der wegen seiner Dornen auch „Heiddorn“ genannt wird, fressen die Weidetiere nicht. Seine Bestände haben bereits wieder zugenommen.

Gebüschlandschaft

Als die Bundeswehr Anfang der neunziger Jahre die militärische Nutzung auf dem Höltigbaum einstellte, breiteten sich Gehölze aus. Auf vegetationsfreien Flächen siedelten sich Rohbodenkeimer wie Birke oder Schwarzerle an. Auch der Weißdorn, dessen Früchte durch Vögel verbreitet werden, vermehrte sich sehr erfolgreich.

Viele gefährdete Arten sind auf eine lockere Gebüschlandschaft als Lebensraum angewiesen. Zahlreiche Vögel nutzen die Gehölze als Ansitzwarte und Nistplatz und suchen über den freien Flächen nach Nahrung Neuntöter, Dorngrasmücke und Baumpieper sind in ihrem Bestand gefährdet, weil strukturreiche Lebensräume wie auf dem Höltigbaum heute sehr selten geworden sind. Sogar der Raubwürger besucht den Höltigbaum als Wintergast. Zur Brut konnte sich der störungsempfindliche Vogel bisher aber noch nicht entschließen.

„Gewässer“

Moorfrosch Paar

Viele Kleingewässer auf dem Höltigbaum haben sich in verdichteten Panzerfahrspuren ausgebildet und trocknen relativ schnell aus. Andere liegen in kleinen quelligen Geländemulden. Einige größere Gewässer führen teilweise ganzjährig Wasser. Beeinflusst von Grundwasserstand und Witterungsverlauf eines Jahres haben alle eine teilweise jährlich wechselnde Bedeutung für Arten, die sich im Wasser fortpflanzen wie Libellen, Wasserkäfer oder Amphibien oder für Arten, die sie als Tränke nutzen, wie die Weidetiere.

Die Beweidung trägt dazu bei, die Verlandung der Gewässer aufzuhalten, denn Rinder und Schafe fressen auch die aufwachsende Gewässervegetation. Nährstoffreiche Schlammschichten entstehen kaum und werden bei gelegentlichem Trockenfallen zusätzlich abgebaut. Die so erhaltenen, besonnten Kleingewässer erwärmen sich im Frühjahr zeitig und bieten gute Bedingungen für Arten wie den Kammmolch oder die Große Heidelibelle.

Durch den Vertritt am Ufer entstehen feuchte Rohbodenstandorte, auf denen sich seltene Pionierpflanzen wie Schildehrenpreis und Schuppensimse ansiedeln. Sie wachsen entweder aus Samen, die Trockenzeiten im Boden überdauert haben oder von Weide- und Wildtieren in Fell und Federn transportiert werden.